Komfortable Verhütung
Die Pille war die erste sichere und reversible Empfängnisverhütung für die Frau. In Langzeitstudien konnte gezeigt werden, dass neben der Empfängnisverhütung die gesundheitlichen Vorteile gegenüber den Nachteilen überwiegen. Dies gilt besonders beim Fehlen von Risikofaktoren wie Rauchen, Fettleibigkeit (BMI über 30), Thromboseneigung, chronischen Krankheiten und höherem Gebäralter – vor allem in Kombination der genannten Faktoren.
Zwei wesentliche Probleme gibt es allerdings bei Teenagern. Viele dieser jungen Frauen vergessen nachweislich bis zu drei Pillen pro Zyklus. Damit ist die kontrazeptive Sicherheit eingeschränkt. Das zweite Problem ist, dass der hormonelle Zyklus erst drei Jahre nach der Menarche (erste Regel) voll ausgereift ist und eine Unterdrückung dieser Entwicklung durch die Pille sich nachteilig auswirken kann. Zusätzlich nimmt die Antibabypille diesen jungen Frauen, vor allem in den ersten drei Jahren nach der Menarche, durch Unterdrückung der Eierstockfunktion ihre körpereigenen hohen Östrogene, die wichtigsten Frauenhormone, die für die Gesamtentwicklung und nicht nur für den Knochen wichtig sind.
Durchschnittlich rechnen wir heute mit der Menarche im Alter von 13 Jahren, mit dem ersten Geschlechtsverkehr mit 16 Jahren, und beim ersten Kind ist in Österreich die Mutter im Durchschnitt 30 Jahre alt. Es gilt also, 13 Jahre lang eine sichere und auch komfortable Verhütung anzubieten.
Immer häufiger empfehlen internationale Fachgesellschaften den Einsatz von „reversiblen Langzeit-Verhütungsmethoden“. Darunter versteht man Hormondepots (Drei-Monats-Spritze und Implantate unter die Haut) und die immer mehr an Bedeutung gewinnende intrauterine (in der Gebärmutter) Kontrazeption, das sind die Spiralen. Für Hormondepots bestehen in den ersten drei Jahren nach der Menarche jedoch Vorbehalte.
Bei den Spiralen gibt es die Kupfer- und Hormonspirale, deren Gelbkörperhormon praktisch nur lokal wirkt und den Eierstock nicht unterdrückt. Frühere Probleme mit den Spiralen, wie sie Omas oder Mütter der Ratsuchenden eventuell noch in Erinnerung haben, wurden vor 25 Jahren erkannt und gelöst. Heute bieten die Spiralen eine deutlich höhere Sicherheit als die Pille, eine Langzeitverhütung und die Hormonspirale noch zusätzlich den Komfort einer schwächeren Regel, ohne dabei die natürliche Hormonproduktion und den Zyklus zu stören. Seit Anfang des Jahres steht eine kleinere Hormonspirale zur Verfügung, damit kann sie auch bei Frauen mit kleiner Gebärmutter angewandt werden.
Prim. a. D. Dr. Hans Concin, Leiter Stabstelle Datenmanagement, Wissenschaft und Vorarlberger Krebsregister aks gesundheit GmbH.